In der Schweiz dominieren Marktplätze den Online-Handel. In den Top 15 B2C Online Anbieter der Schweiz sind 8 Marktplätze. Der beliebteste Marktplatz ist gemäss de.statista.com Digitec Galaxus.
Digitec Galaxus erzielte 2020 einen Plattform-Umsatz von 1.826 Milliarden Franken. Dies mit über 300 Marktplatzpartnern. Zudem haben Sie mehr als 20 Mio. Besucher pro Monat. Manor hat im 2021 seinen Online-Shop mit einem Marktplatz erweitert und hat sich letztes Jahr zum Ziel gesetzt rund 100 Partner an Board zu haben. Ochsner Sport ging auf den Marktplatz von Microspot.ch und verkauft dort seine Produkte. Zalando, die schon seit längerem in verschiedenen Ländern das Marktplatz-Modell Connected Retail für stationäre Händler anbieten, haben das Partnerprogramm 2021 auch in der Schweiz lanciert. Im 2022 wird der Bereich Marktplatz weiter an Dynamik gewinnen. Marktplätze haben Erfolg, weil sie Kundenbedürfnisse befriedigen.
Die Chancen des Verkaufs über einen Marktplatz
Wer über einen Marktplatz verkauft, kann oft von der enormen Reichweite des Marktplatzes profitieren. Somit bekommt man einen Zugang zu neuen Kunden, die man bis heute noch nicht hat. Diese Kunden können zu einer Umsatzsteigerung führen. Weil der Marktplatz zu einem zusätzlichen Absatzkanal werden kann. Eine weitere Chance ist, dass durch einen zusätzlichen Absatzkanal die eigenen Lager bzw. Logistik besser ausgelastet werden. Der Marktplatz ist ein einfacher und günstiger Vertriebskanal. Ein Hersteller kann sich so auf seine Kernkompetenzen wie Forschung und Entwicklung, Produktion und Markenbildung konzentrieren. Der Zugriff auf professionelle online Lösungen und Features ist ein weiterer Grund für einen Einstieg auf einen Marktplatz. Zum Beispiel können die Dienstleistungen sein wie Outsourcing von Fulfillment, Customer Support oder auch Online-Marketing sein. Denn diese sind unter Umständen für Hersteller selber schwer umsetzbar und mit hohen Kosten verbunden.
Die Risiken des Verkaufs über Marktplätze
Ein grosses Risiko ist die Austauschbarkeit. Als reines Handelsunternehmen ist es fast unmöglich sich über einen Marktplatz zu differenzieren. Das Markenerlebnis leidet und es benötigt oft ein neues Preismodell, wegen der vollständigen Preistransparenz. Ein weiteres Risiko ist die Reduktion der Margen. Gebühren und Provisionen sind oft sehr hoch und werden von den Margen abgezogen. Der Händler bekommt keinen direkten Zugang zu Kundendaten und Statistiken. Auf diese Daten hat nur der Marktplatz selber Zugang. Bei zu hohen Umsatzanteilen auf dem Marktplatz kann sich schnell die Gefahr von Abhängigkeit durchsetzen.
Welche Vorteile haben Kunden von Marktplätze?
Für die Kunden haben Marktplätze viele Vorteile. Sei es das One-Stop-Shopping Erlebnis. Mit einem grossen Sortiment und breites Angebot. Eine Rechnung und wenn möglich eine Lieferung. Bekannte Prozesse bringen Effizienz beim Bestellen. Es gibt Marktplätze, die über Loyalitätsprogramme verfügen und Zusatzservices anbieten.
Marktplätze im B2B
Auch im B2B gibt es eine grosse Auswahl von Marktplätzen. Diese sind zum Beispiel Mercateo, Wucato, Contorion, Zoro, Amazon Business und viele mehr. Man unterscheidet im B2B zwischen offene und geschlossene Marktplätze. Für klassische Händler können Marktplatz sehr gefährlich sein. Denn, wenn der Hersteller direkt über den Marktplatz verkauft. Hat es der Händler schwer, seine Produkte über seinen Kanal noch zu verkaufen. Ausser er kann mit seinen Dienstleistungen oder Veredelungen punkten.
Herausforderungen Daten
Wer auf einem Marktplatz verkaufen möchte, muss sich schon früh mit dem Thema Artikeldaten und Bestandsdaten auseinandersetzten. Damit auf einem Marktplatz verkauft werden kann, muss möglichst einfach und automatisiert über eine zum Beispiel API Schnittstelle die Produktdaten zum Marktplatz Betreiber geladen werden können. Klar gibt es auch Möglichkeiten über einen manuellen Import von Excel Dateien. Aber dies ist sehr aufwendig und kann viele Fehler erzeugen. Eine weitere Herausforderung ist, dass die meisten Marktplatzbetreiber Bestandsdaten am liebsten in Echtzeit oder wenigstens alle paar Stunden benötigen, um die Verfügbarkeit zu aktualisieren. Dies ist eine weite, grosse Hürde für viele, die auf einem Marktplatz verkaufen möchten.
Fazit
Händler müssen sich mit den Marktplätzen auseinandersetzen. Es benötigt einen strategischen Entscheid, ob man auf einem Marktplatz verkaufen möchte oder nicht. Wenn man sich dafür entscheidet, sollte man einfach mal anfangen, lernen und immer wieder optimieren. Es gibt aber auch viele Gründe, warum man es nicht machen sollte.
Ist eidgenössisch diplomierter Verkaufs- und Marketingleiter. Seit 2005 widmet er sich dem E-Business, während er bereits seit 2000 im Retail tätig ist. Auf dem Digital Sales Blog verfasst er regelmässige Beiträge zu Themen wie E-Commerce, digitalem Marketing, Digitalvertrieb, Digitalisierung sowie E-Business und Retail.