E-Commerce Herausforderungen in der Schweiz

In der Schweiz und in vielen Ländern der Welt hat E-Commerce in den letzten Jahren einen beachtlichen Boom erlebt. Die Schweizer Bevölkerung gehört zu den Top 10 der höchsten Internetnutzungsraten in Europa. Die Bevölkerung ist sich gewohnt, digitale Lösungen zu verwenden und ist zudem gut vernetzt. Viele Schweizerinnen und Schweizer kaufen seit Jahren Produkte oder Dienstleistungen online ein. In diesem Blogbeitrag werfe ich einen Blick auf die Herausforderungen, wenn man zum Beispiel als ausländischen Händler einen Online-Shop in der Schweiz betreiben möchte. Denn es reicht nicht aus, wenn man nur mit einer Schweizer Domain und Preisen in Schweizer Franken verkaufen will.

Herausforderung die Währung Schweizer Franken

Seit 1850 ist der Franken die Landeswährung der Schweiz. Alle Preisangaben müssen in Franken angezeigt werden. Zu den Preisangaben gehören auch die Schweizer MwSt-Sätze. Diese unterscheiden sich zu anderen Ländern, sowie je nach Artikelart, die verkauft wird. Diese unterschiedlichen MwSt-Sätze müssen berücksichtigt werden. Ein weiterer Punkt ist die Darstellung der Preise. Diese ist in der Schweiz anders, als zum Beispiel in Deutschland. In Deutschland werden die Zahlen wie folgt dargestellt: 5.1245.50 EUR. Wenn man in der Schweiz verkauft, sollte diese Zahl wie folgt dargestellt werden: CHF 5’1234.50.

Herausforderung Mehrsprachigkeit der Schweiz 

Die Schweiz hat vier Landessprachen. Diese sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Wer ein E-Commerce Business in der Schweiz aufbauen und betreiben will, sollte wenigstens die Sprachen Deutsch, Französisch und Italienisch anbieten können. Das heisst nicht nur der Online-Shop und die Webseite sollten in diesen Sprachen bedienbar sein, sondern auch der Kundendienst muss diesem Bedürfnis von den Kundinnen und Kunden gerecht werden. Denn die Schweizerinnen und Schweizer legen einen hohen Wert auf einen guten Kundendienst.

Herausforderung der Schreibweise und Vokabular

Die Schreibweise und das Vokabular unterscheidet sich zum Beispiel mit Deutschland markant. Das heisst, in Deutschland wird ein ß verwendet und in der Schweiz wird das s zweimal geschrieben. Auch beim Vokabular gibt es einige Unterschiede.

Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

  • Schraubendreher → Schraubenzieher
  • Bürgersteig → Trottoir
  • Reifen → Pneu
  • Fahrrad → Velo
  • Sakko → Veston
  • usw.

Wenn man dies nicht berücksichtigt, rächt sich das spätestens, wenn der Artikel über die Suchfunktion nicht gefunden wird.

Zahlungsmittel

Im E-Commerce gibt eine Vielzahl von Payment Anbietern. In der Schweiz ist die Zahlungsart Rechnung im Vergleich zum Ausland besonders beliebt. Diese Beliebtheit führt bei vielen ausländischen Händler zu einer Herausforderung bei der Erstellung einer Rechnung nach Schweizer Norm. Denn in der Schweiz muss ein Einzahlungsschein mit einem QR-Code erstellt werden. Diesen beliebten Einzahlungsschein kennt man in Deutschland nicht. Weitere sehr beliebte Schweizer Zahlungsmittel sind die PostFinance / Postcard und TWINT.

Herausforderung Logistik

Eine der grössten Herausforderungen ist die Logistik. Die Schweiz ist ein geografisch kleines Land, was die Lieferung von Produkten an Kundinnen und Kunden in abgelegenen Regionen oder Berggebieten schwierig machen kann. Unternehmen müssen innovative Lösungen finden, um eine schnelle und zuverlässige Zustellung sicherzustellen. Zu den bekanntesten Logistik Partner der Schweiz gehören die Post, Quickpac, DPD, Planzer und DHL.

Schweizer Zoll, Produkte, Normen und Gesetzte

In Bezug auf Zoll, Produkte, Normen und Gesetzte gibt es in der Schweiz einige Besonderheiten. Die Produkte müssen für den Schweizer Markt passen. Zum Beispiel verwendet man in der Schweiz Tastaturen mit Schweizer Layout. Der Stecker von Elektrogeräten darf kein Schuko sein. Sondern ein Stecker nach Schweizer Norm.

Des Weiteren ist es wichtig, dass die Produkte für die Schweiz zugelassen sind und den Normen und Gesetzen entsprechen. Hier gibt es einige Beispiel wie Auto-Felgen, Chemieprodukte, Streusalz usw.

Integration von Schweizer Marktplätzen

Amazon und Alibaba sind grosse internationale Marktplätze. In der Schweiz sind diese bei weiten nicht so stark wie zum Beispiel Digitec Galaxus. Zudem muss man sich überlegen, wie man die Integration an die Schweizer Marktplätzen macht und diese mit Daten versorgen kann. Wer das machen möchte, hat häufig die Herausforderung mit dem Produkt Information Management.

Kundenservice

Schweizerinnen und Schweizer erwarten einen höheren Service-Level und haben höhere Ansprüche. Wenn ein Anbieter auf dem Versandmail schreibt, dass die Lieferung im Zeitfenster zwischen 11:00 Uhr und 12:00 Uhr erfolgt, dann ist 12:15 Uhr nicht erfüllt und die Kundinnen und Kunden sind enttäuscht.

Domains / SEO

Man muss sich zum Thema Domains und SEO überlegen, arbeitet man mit einer oder mehreren Domains? Ein weiteres Thema ist, ob man eine IP-Erkennung möchte. Auch Duplicate Content, Nutzung des hreflang tags um zu steuern, welcher Content für welches Land/Sprache ist, sind weitere technische Herausforderungen.

Fazit

E-Commerce in der Schweiz zu betreiben, ist lukrativ. Aus diesem Grund sind in den letzten Jahren immer mehr ausländische Unternehmen in den Schweizer Markt vorgedrungen. Aber einfach ist es nicht, ein Schweizer Online-Shop aus dem Ausland aus, zu betreiben. Oft wird dieses Vorhaben unterschätzt. Denn eine Helvetisierung ist zwingend nötig.

Wer aber die Herausforderungen bewältigt und sich gut mit seinem E-Commerce Business positionieren kann, wird von der guten Kaufkraft der Schweizerinnen und Schweizer profitieren können.

Product Information Management – PIM

Das Product Information Management System, in der Praxis kurz PIM genannt, ist ein zentrales Datenmanagement System in einer IT bzw. meist in der E-Commerce-Systemlandschaft eines Unternehmens.

Ein Product Information Management System (PIM) sorgt dafür, dass das Aufbereiten und Pflegen der Produktdaten innerhalb der Produktinformationen schnell, effizient und produktiv abläuft. Mit einem Product Information Management System (PIM) können alle Stellen im Unternehmen zusammenarbeiten, um Produktdaten rechtzeitig und in der gewünschten Qualität für den Verkauf bereitzustellen oder die Produktdaten so anzureichern, dass ein Verkauf des Produktes möglich ist.

Weitere Vorteile vom Product Information Management System (PIM)

In diesem Datenmanagement System werden Produktdaten an einem zentralen Ort gepflegt, angereichert und verwaltet. Das heisst, es kann unterschiedliche Daten aus verschiedenen Quellen und Formaten zusammenführen, erlaubt das effiziente, manuelle Bearbeiten und Pflegen der Daten. Zudem kann es unterschiedliche Daten-Empfänger mit Produktdaten beliefern. Wie zum Beispiel Vertriebs- und E-Commerce-Kanäle und weitere Kanäle. Denn wenn ein Unternehmen verschiedene Ausgabekanäle hat, lohnt es sich in den meisten Fällen, ein leistungsfähiges Product Information Management (PIM) einzuführen. Denn mit diesem System kann nicht nur die Daten-Qualität optimiert werden, sondern es werden Ressourcen und Durchlaufzeiten markant reduziert.

Des Weiteren werden gute Produktdaten für die Präsentation des Produktes benötigt. Ohne diese Daten ist das Produkt im Online-Shop nicht auffindbar und auch nicht bestellbar. Zudem sind gute Produktdaten Entscheidungshilfen für Kunden und stärken das Vertrauen in den Anbieter. Diese Faktoren haben einen Einfluss auf die Conversion-Rate. 

Welche Daten können gepflegt werden?

In einem Product Information Management (PIM) System können sämtliche Daten rund um die Produkte gepflegt und verwaltet werden. Diese sind zum Beispiel:

  • Basisdaten: Artikelnummer, Marke, Bezeichnung, …
  • Kategorisierung: Kategorie(n), Produkt Varianten, Kanäle, …
  • Preis: Netto/Brutto, MwSt Satz, Staffelpreise, Rabatte, …
  • Logistik: Lagerorte, Bestände, Lieferzeiten, Grösse, Gewicht, Stapelfaktor, Besonderheiten für Verpackung, …
  • Garantie: Garantiedauer, Rückgabemöglichkeiten, …
  • Herstellungsdaten: Quelle/Lieferant, Los, Ablaufdatum, verwendete Maschinen, Los, …
  • Marketing-Daten: SEO Meta Daten, Zielgruppen, Kampagne, Marketing Txt , Testberichte, verlinkter Content,…
  • Technische Daten: Masse, Materialien, Leistung, Funktionen, Eigenschaften, …
  • Kundenfeedback: Bewertungen, Q&A, Passgrössen, …
  • Medien:
    • Bilder: Produkt Bilder, Anwendungs Bilder, Stimmungsbilder, …
    • Videos: Präsentation, Tutorial, Erklärung, Testbericht, Unboxing, Anwendung, …
    • Dokumente: Anleitungen, Montagehinweise, Sicherheitsdatenblätter, Konformitätserklärungen, Zertifikate, …

Woher bekommt ein Händler die Produktdaten?

Der Händler bekommt die Produktdaten vom Hersteller, Grosshändler usw. Entscheidend ist aber, wie die Daten in das Product Information Management (PIM) System gelangen. Es gibt folgende Möglichkeiten:

  • Abtippen oder kopieren von Texten
  • Import über eine Excel Vorlage
  • Über eine direkte Lieferanten-Anbindung, wie zum Beispiel EDI, FTP und API
  • Andocken an Daten-HUBs wie zum Beispiel nexmart, IGH usw.
  • Über eine Lieferanten-Onboarding Plattform

Welche Datenstandards gibt es?

Die gängigsten Klassifikationen sind BMEcat, ETIM, ECLAS und GS1. 

Der BMEcat ist ein standardisiertes Austauschformat für Katalogdaten. Das BMEcat-Format basiert auf der XML-Technologie.

ETIM kommt ursprünglich aus der Elektrotechnik (Elektroinstallationsprodukte, Haushaltsgeräte und Consumer-Elektronik) und verwandten Branchen wie zum Beispiel Bau, Heizung-Lüftung-Sanitär. Werkzeuge und weiteres Baustellenmaterial.

ECLASS ist ein Datenstandard für die Klassifizierung von Produkten und Dienstleistungen mit Hilfe von standardisierten, ISO-konformen Merkmalen. Der Vorteil vom ECLASS-Standard ist, den digitalen Austausch von Produktstammdaten über Branchen, Länder, Sprachen oder Organisationen hinweg funktioniert.

Die GS1 Standards zur Datenerfassung machen die Identifikationsnummern über Barcodes und RFID auslesbar. Über 2 Millionen Unternehmen nutzen erfolgreich die vielen Standards von GS1. 

Wann benötigt ein Unternehmen ein Product Information Management (PIM) System?

Wenn das Unternehmen nur einen einfachen Online-Shop mit sehr wenigen Produkten betreibt, braucht es ggf. kein PIM. Viele Shop-Systeme haben einfache PIM-Funktionalitäten integriert, sodass die Produktdaten theoretisch auch dort erfasst und gepflegt werden können.

Wenn ein Unternehmen diese unten aufgeführten Punkte erfüllt, empfehle ich ein solches System einzuführen:

  • Viele Produkte und dadurch ein sehr grosses Sortiment
  • Sehr viele und umfassende Daten und hohe Anforderung an die Datenqualität
  • Häufiger Sortimentswechsel und dadurch oft Änderungen an den Produktdaten
  • Viele Umsysteme die Produktdaten benötigen, wie zum Beispiel Online Shop, App, Marketing
  • Automation
  • Verkauf der Produkte in verschiedene Länder
  • Mehrere Sprachen
  • Verkauf auf Marktplätzen
  • Bei einem Omnichannel Vertriebsmodell

Wie kann ich noch mehr aus meinem Product Information Management (PIM) System herausholen?

Jedes Unternehmen möchte eigene Ressourcen sparen und eine hohe Produktdatenqualität erreichen. Das Unternehmen kann sich aus diesem Spannungsfeld lösen, wenn es eine Daten-Onboarding-Plattform für die Lieferanten im Product Information Management (PIM) integriert. Diese Integration ermöglicht, dass die Lieferanten einen Zugang zum Product Information Management System (PIM) bekommen und ihre Produktdaten selber erfassen und pflegen können. Denn häufig sind die vom Lieferanten gepflegten Daten viel genauer als die, die durch den Händler gepflegt werden.

Was kostet ein Product Information Management System?

Die Kosten für ein Product Information Management System (PIM) können sehr unterschiedlich sein. Diese hängen davon ab, ob man sich ein Open Source System wie Pimcore oder einen Ferrari wie STIBO holt. Was viele bei der Evaluation des Product Information Management System (PIM) nicht beachten ist, dass die Mitarbeitenden das System bedienen können müssen. Es bringt wenig, wenn man sich den «Ferrari» unter den PIM Systemen holt, aber das Personal damit nicht arbeiten kann.

Fazit

Ein Product Information Management System (PIM) ermöglicht Unternehmen eine bessere Datenqualität, kürzeres Time-to-Market, mehr Conversions, Steigerung der Produktivität und das Reduzieren von unnötigen Retouren.

Benötigt dein Unternehmen ein PIM und du weisst nicht, wie du das Projekt angehen sollst oder hast in Zusammenhang mit den Produktdaten, der Produktdaten-Qualität etc. mit Herausforderungen zu kämpfen? In solchen Fällen kann ich dir Walter Oberli von der Firma Digital Enthusiast GmbH empfehlen.